Ex 20,25-26
Oliver Achilles
וְאִם־מִזְבַּ֤ח אֲבָנִים֙ תַּֽעֲשֶׂה־לִּ֔י לֹֽא־תִבְנֶ֥ה אֶתְהֶ֖ן גָּזִ֑ית כִּ֧י חַרְבְּךָ֛ הֵנַ֥פְתָּ עָלֶ֖יהָ וַתְּחַֽלְלֶֽהָ׃ וְלֹֽא־תַעֲלֶ֥ה בְמַעֲלֹ֖ת עַֽל־מִזְבְּחִ֑י אֲשֶׁ֛ר לֹֽא־תִגָּלֶ֥ה עֶרְוָתְךָ֖ עָלָֽיו׃
²⁵ Und wenn du mir einen Altar von Steinen machst, wirst du sie nicht nicht behauen bauen, denn du hättest über ihm dein Schwert erhoben und würdest ihn entweihen. ²⁶ Und du wirst nicht auf Stufen auf meinen Altar hinaufsteigen, damit du deine Blöße nicht auf ihm entblößt.
Altar von Steinen
Gregor von Nyssa: „Denn der Geist weht, wo er will, und du vernimmst seine Stimme und weißt nicht, woher er kommt, und wohin er geht.[ Joh 3,8]“ Er segnet den Körper, der getauft wird, und das Wasser, welches tauft. Deßwegen verachte das göttliche Bad nicht und schätze es nicht wegen des Gebrauches des Wassers als etwas Gemeines gering! Denn groß ist seine Wirksamkeit, und bewundernswerth ist, was durch dasselbe zu Stande gebracht wird. Denn auch dieser heilige Altar, an dem wir stehen, ist seiner Natur nach ein gewöhnlicher Stein, der sich in Nichts von den übrigen Steinplatten unterscheidet, aus denen unsere Wände gebaut werden, und mit denen man unsere Fußböden schmückt. Da er aber dem Dienste Gottes geheiligt ist und die Segnung erhalten hat, so ist er ein heiliger Tisch, ein makelloser Altar, der nicht mehr von Allen, sondern nur von den Priestern und auch von diesen mit heiliger Scheu berührt wird.
Rede auf den Festtag der Lichter, an dem unser Herr getauft wurde, 3; Ü: Joseph Fisch für die BKV
Du hättest über ihm dein Schwert erhoben
Josua: ³⁰ Damals baute Josua dem HERRN, dem Gott Israels, einen Altar auf dem Berg Ebal, ³¹ wie Mose, der Knecht des HERRN, den Söhnen Israel geboten hatte, wie im Buch des Gesetzes des Mose geschrieben steht, einen Altar von unbehauenen Steinen, über denen man kein Eisen geschwungen hatte. Und sie brachten darauf dem HERRN Brandopfer dar und schlachteten Heilsopfer.
Jos 8,30-31; Elberfelder
1 Könige: Und als das Haus[= der Tempel Salomos] gebaut wurde, wurde es aus Steinen erbaut, die vom Steinbruch her unbehauen waren, und Hammer und Meißel <oder> irgendein <anderes> eisernes Werkzeug waren im Haus nicht zu hören, als es erbaut wurde.
1 Kön 6,7; Elberfelder
1 Makkabäer: Dann nahmen sie unbehauene Steine, wie es das Gesetz vorschreibt, und errichteten einen neuen Altar, der genauso aussah wie der alte.
1 Makk 4,47; REÜ
Matthäus-Evangelium: Da sagte Jesus zu ihm: Steck dein Schwert in die Scheide; denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen.
Mt 26,52; REÜ
Mischna: Denn das Eisen ist geschaffen worden, das Leben des Menschen zu verkürzen, und der Altar ist geschaffen worden, um des Leben des Menschen zu verlängern, es gebührt sich nicht, das das [das Leben] Verkürzende über das es Verlängernde geschwungen werde.
mMid 3,4; Ü: Ascher Sammter
Thomas von Aquin: Auf die Frage, ob Bischöfe und Kleriker in den Krieg ziehen dürfen, antwortet Thomas: „Kriegerische Übungen zumal sind durchaus im Gegensatze zu den Obliegenheiten der Bischöfe und Kleriker und zwar (…) weil alle Kleriker geweiht werden, um am Altare zu dienen, wo unter den Formen des Sakramentes das Leiden Christi unblutigerweise erneuert wird, nach 1. Kor. 11.: „So oft ihr dieses Brot esset und dieses Blut trinket, sollt ihr den Tod des Herrn verkündigen, bis er kommt.“ Deshalb kommt es ihnen nicht zu, Blut zu vergießen; sondern bereit zu sein, daß sie ihr eigenes Blut vergießen. Deshalb werden jene Kleriker, die, wenn auch ohne Sünde, Blut vergossen haben, irregulär, d. h. unfähig, am Altare zu dienen. Niemandem aber ist etwas erlaubt, was mit den Obliegenheiten seines Standes sich nicht verträgt.
ST II-II q. 40 a. 2 co.; Ü: Ceslaus Maria Schneider via BKV
Wolfgang Zwickel: Altar und Tempel waren für Semiten gleichermaßen heilige Orte und damit Tabu-Zonen. Sie waren Gott vorbehalten, von ihnen sollte Heil ausgehen. Hierzu mußten sie aber selbst „heil“ unversehrt sein. Das V. 71 verwendete hebräische Wort für unversehrt/unbehauen lautet šalem und hängt sprachlich und inhaltlich mit šālōm zusammen. šālōm umfaßt aber nicht nur den politischen Frieden, sondern meint jegliche Art von Unversehrtheit, Wohlergehen und Wohlstand. Der Tempel mußte aus unbehauenen Steinen errichtet sein, weil nur sie für einen Ort, von dem šālōm ausgehen soll, angemessen sind.
Wolfgang Zwickel: Der Salomonische Tempel. Hartmut Spenner, Kamen (2011) S. 65
Nicht auf Stufen
Mischnah: Eine Rampe war auf der Südseite des Altars.
mMid 3,3; Ü: Ascher Sammter
Prokop von Gaza: Und er sagt: „Du sollst nicht auf Treppenstufen emporsteigen,“ das heißt: „Sei kein Übertreter.“
Prokop v. Gaza: Der Exoduskommentar. Aus der „eclogarum in libros historicos veteris testamenti epitome“ übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Karin Metzler; De Gruyter (2020) S. 160
Cassiodor: Denn in Gott darf keine Ungleichheit oder Verschiedenheit angenommen werden: denn wo der eine Gott in rechter Weise geglaubt wird, dort kann nicht ein kleiner oder größer gefunden werden. Denn die Einheit kennt keine Zahl, noch lässt die Gleichheit eine Stufe zu, so wie geschrieben steht: Du wirst nicht durch Stufen zu meinem Altar hinaufsteigen (Ex 20,26).
Expositio in Psalterium CXVI,2; MPL LXX, 826
Christoph Dohmen: V 26a enthält mit der Formulierung »zum Altar hinaufsteigen« (עלה על המזבח) eine Charakterisierung des priesterlichen Dienstes, wie sie sich z.B. in 1 Sam 2,28 findet, wo es heißt: »(ich habe sie aus allen Stämmen Israels für mich als Priester erwählt), damit sie auf meinen Altar hinaufsteigen«. Hier ist nicht an das konkrete Besteigen von Stufen zu denken, sondern es handelt sich um eine metaphorische Redeweise für den priesterlichen Dienst, die wohl aus einer Einzelhandlung einmal abgeleitet worden ist.
Exodus 19 -40. Übersetzt und ausgelegt von Christoph Dohmen. Herder, Freiburg - Basel - Wien (2004) S. 156 f.
Deine Blöße
Exodus: ⁴⁰ Auch den Söhnen Aarons sollst du Leibröcke machen und Gürtel für sie anfertigen, und hohe Turbane sollst du ihnen machen zur Ehre und zum Schmuck. ⁴¹ Und du sollst deinen Bruder Aaron damit bekleiden und seine Söhne mit ihm. Dann sollst du sie salben und ihnen die Hände füllen und sie heiligen, damit sie mir den Priesterdienst ausüben. ⁴² Ferner mache ihnen leinene Beinkleider, um das Fleisch der Blöße zu bedecken! Von den Hüften bis zu den Oberschenkeln sollen sie reichen. ⁴³ Und Aaron und seine Söhne sollen sie anhaben, wenn sie in das Zelt der Begegnung hineingehen oder wenn sie an den Altar herantreten, um den Dienst im Heiligtum zu verrichten, damit sie nicht eine Schuld auf sich laden und sterben. <Das ist> eine ewige Ordnung für ihn und für seine Nachkommenschaft nach ihm.
Ex 28,40-43; Elberfelder
Ezechiel: Leinene Kopfbunde sollen auf ihrem Kopf sein und leinene Beinkleider an ihren Hüften; sie sollen sich nicht mit schweißfördernder Kleidung gürten.
Ez 44,18; Elberfelder
Thomas von Aquin: Und weil Exod. 20. hinzugefügt wird: „Du sollst nicht auf Stufen hinansteigen; damit nicht deine Blöße gesehen werde;“ so muß man wohl berücksichtigen, daß auch dies vorgeschrieben war, um den Götzendienst fernzuhalten; denn die Opfer des Priapus z. B. waren unzüchtig.
ST I-II q. 102 a. 4 ad 7; Ü: Ceslaus Maria Schneider
Wolfgang Zwickl: Der Sinn dieser Ergänzung wird deutlich, wenn man sich die Priesterbekleidung jener Zeit vergegenwärtigt. Anfangs trugen die Priester meist ein kurzes Rockgewand, so daß bei einem entsprechend hohen Altar die Gefahr eines Blickes unter den Rock bestand, Daß man sich damit wirklich recht leicht entblößen konnte, zeigt 2 Sam 6,14.20 eindrücklich. V. 14 schildert dort, daß David, der mit einem derartigen kurzen Leinengewand (Ephod) gekleidet war, bei der Überführung der Lade nach Jerusalem vor der Lade herumtanzte. V. 20 wirft dann Michal ihrem Mann David vor, er habe sich dabei vor dem ganzen Volk entblößt. Um derartiges zu verhindern, trugen die Priester in nachexilischer Zeit Hosen (Ex 28,41; Ez 44,18) oder aber ein langes Obergewand.
Wolfgang Zwickel: Der Salomonische Tempel. Hartmut Spenner, Kamen (2011) S. 77
Gemeint ist 1 Kön 6,7; s.o.