Markus 1,2-3
Oliver Achilles
² Καθὼς γέγραπται ἐν τῷ Ἠσαΐᾳ τῷ προφήτῃ· ἰδοὺ ἀποστέλλω τὸν ἄγγελόν μου πρὸ προσώπου σου, ὃς κατασκευάσει τὴν ὁδόν σου· ³ φωνὴ βοῶντος ἐν τῇ ἐρήμῳ· ἑτοιμάσατε τὴν ὁδὸν κυρίου, εὐθείας ποιεῖτε τὰς τρίβους αὐτοῦ,
² Wie geschrieben ist in dem Jesaja dem Propheten: Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht, der wird deinen Weg bereiten: ³Stimme eines Rufenden in der Wüste: Macht den Weg des Herrn zurecht, gerade macht seine Straßen,
Zum Zitat aus dem AT
Porphyrios: Die Evangelisten waren derart unbewandert, nicht nur in den weltlichen Dingen, sondern sogar in den göttlichen Schriften, dass sie eine Belegstelle, die anderswo aufgeschrieben ist, einem anderen Propheten zuschrieben.
Matthias Becker: Porphyrios, Contra Christianos; De Gruyter 2016, S. 299
Origenes: Er zeigt damit, dass der Anfang des Evangeliums an die heiligen Schriften der Juden anknüpft.
Gegen Celsus II,4; Ü: Paul Koetschau für die BKV
Hieronymus: Dieses Zeugnis setzt sich aus zwei Propheten zusammen, aus Malachias und Isaias. Der erste Teil: Siehe, ich sende meinen Boten vor Deinem Angesichte einher, der Deinen Weg bereiten wird steht am Schlusse bei Malachias (Mal 3,1). Das zweite Stück jedoch, das mit den Worten: Die Stimme des Rufenden in der Wüste usw. anhebt, findet sich bei Isaias. (Jes 40,3).
Brief 57,9 an Pammachius; Ü: BKV
Meinen Boten oder meinen Engel?
Eusebius von Cäsarea: Waren sie nicht erschocken, als sie einen Mann sahen, das Haar das eines Naziräers Gottes, das Angesicht Gottes würdig erscheinend, die äußere Gestalt von einer fremdartigen Kleidung umhüllt, der plötzlich irgendwoher aus der Verborgenheit <und> der Wüste erschien und nach der Verkündigung sich wiederum in die Wüste und die Verborgenheit zurückzog, ohne zu trinken, ohne zu essen, der sich nicht mit den Vielen vereinte? Vermuteten sie, dass er nicht von einem Menschen abstammte? Denn wie konnte er ohne das Bedürfnis nach Nahrung existieren? Deshalb nahmen sie an, dass er ein Engel sei, der durch jenes (Wort) des Propheten offenbart wurde: Siehe, ich sende meinen Engel vor deinem Angesicht, der wird deinen Weg vor mir bereiten.
Demonstratio evangelica IX,5,12; Ivar A. Heikel: Eusebius Werke. Sechster Band. Die Demonstratio Evangelica. J.C. Hinrichs'sche Buchhandlung 1913, GCS 23 S. 415-416
Theophylactus von Bulgarien: Der Vorläufer Christi wird daher ein Engel genannt, wegen des engelhaften Lebens und aus besonderem Respekt. Dass aber gesagt wird vor deinem Angesicht, das bedeutet, als ob man sagen würde: dein Bote ist in deiner Nähe; von daher wird die Nähe des Vorläufers zu Christus deutlich. So wie auch die in der Nähe der Könige wandeln, die ihnen am Nächsten sind.
Jean-Marie Péronne: Exposition suivie des quatre évangiles par le docteur angélique Saint Thomas d'Aquin; Librairie de Louis Vivès 1869; Tome Quatrième, S. 7
Bas M.F. van Iersel: Die beiden äußeren Teile des Buches „sind die einzigen Orte, wo abgesehen von Jesus, ein Bote erscheint. Johannes in 1,4-9, und ein junger Mann in 16,5-7. Außerdem wird ihre Kleidung erwähnt, was in Markus ungewöhnlich ist: der haarige Mantel des Propheten und die weisse Bekleidung des Überbringers der guten Nachricht. Beide Abschnitte sprechen dazu vom Kommen/Weggehen Jesu, von seinem Kommen nach der Taufe in 1,6 und seinem den Schülern Vorausgehen in 16,7. (…) Zum Schluss erwähnen beide Abschnitte einen Neuanfang, ja, einen Übergang vom Tod zum Leben: im ersten durch die Taufe der Umkehr, und im zweiten durch die Auferstehung Jesu von den Toten.“
Bas M. F. van Iersel: Mark. A Reader Response Commentary; Sheffield Academic Press 1998, S. 82
In der Wüste
Martin Ebner: Der erste Teil [des Evangeliums] spielt in der Wüste (1,1-13). Viermal hören wir das Stichwort ἔρημος, das man mit ‚Wüste‘, aber einfach auch mit ‚menschenleere Gegend‘ übersetzen kann (1,3.4.12. 13).
Martin Ebner and Stefan Schreiber: Einleitung in das Neue Testament; Kohlhammer 2013. Zweite aktualisierte Auflage, S. 155
Schalom-Ben-Chorin: Johannes soll hier als die Erfüllung von Jes. 40, 3 erscheinen, dem ersten Kapitel der Trostschrift aus dem babylonischen Exil. Diesen Text müssen wir aber sinngemäß (und entsprechend der Interpunktion der Kantilenen des masoretischen Textes) folgendermaßen lesen: Stimme eines Rufers: In der Wüste bahnt dem Herrn einen Weg, – ebnet in der Steppe eine Straße für unseren Gott! Hier ist nicht von der Stimme eines Rufers in der Wüste die Rede, sondern eine Stimme ruft, und der Inhalt dieses Rufes, der auch außerhalb der Wüste, ja vermutlich in der Großstadt Babylon ertönt, ist es, im Sinne des alten Nomaden-Ideals der Rechabiter1, in die Wüste zurückzugehen, in das »Unschuldsland Israels«, in der es seinem Gott noch getreulich nachgefolgt ist; ein Motiv, das wir bei den Propheten öfter finden.
Schalom Ben-Chorin: Bruder Jesus. Der Nazarener in jüdischer Sicht. Deutscher Taschenbuch Verlag ⁴1981, S. 37
vgl. Jer 35,6-10