Markus 1,4
Oliver Achilles
⁴ ἐγένετο Ἰωάννης [ὁ] βαπτίζων ἐν τῇ ἐρήμῳ καὶ κηρύσσων βάπτισμα μετανοίας εἰς ἄφεσιν ἁμαρτιῶν.
Es geschah: Johannes [der Eintaucher] taucht in der Wüste ein und verkündet ein Eintauchen der Sinnesänderung zur Erlassung der Sünden.
Johannes der Eintaucher
Flavius Josephus: "Manche Juden waren übrigens der Ansicht, der Untergang der Streitmacht des Herodes sei nur dem Zorne Gottes zuzuschreiben, der für die Tötung Joannes’ des Täufers die gerechte Strafe gefordert habe. Den letzteren nämlich hatte Herodes hinrichten lassen, obwohl er ein edler Mann war, der die Juden anhielt, nach Vollkommenheit zu streben, indem er sie ermahnte, Gerechtigkeit gegeneinander und Frömmigkeit gegen Gott zu üben und so zur Taufe zu kommen. Dann werde, verkündigte er, die Taufe Gott angenehm sein, weil sie dieselbe nur zur Heiligung des Leibes, nicht aber zur Sühne für ihre Sünden anwendeten; die Seele nämlich sei dann ja schon vorher durch ein gerechtes Leben entsündigt.
Jüdische Altertümer 18,5,2; Des Flavius Josephus jüdische Altertümer. Übersetzt und mit Einleitung und Anmerkungen versehen von Dr. Heinrich Clementz, Verlag von Otto Hendel 1900, Band II, Buch XI bis XX nebst Namenregister, S. 525
Ein Eintauchen der Sinnesänderung
Martin Luther: Danach kam hinzu, dass ich durch Studium und Einfluss der höchst gelehrten Männer, die uns in Griechisch und Hebräisch mit allerhöchstem Eifer unterrichtet haben, gelernt habe, dass dieses griechische Wort metánoia von meta und noūn her benannt wird, das bedeutet von nach und Sinn, so dass Buße oder metánoia ein wieder zur Besinnung kommen sei, und nach erlittenem Schaden und anerkanntem Irrtum eine Einsicht der eigenen Übeltat, was ohne eine Veränderung der Empfindung und der Liebe unmöglich geschehen kann. Diese [Vorgänge] entsprechen alle so genau der paulinischen Theologie, dass in der Regel nichts Paulus genauer erklären kann, wenigstens nach meinem Dafürhalten. Zuletzt habe ich Fortschritte gamacht und erkannt, dass metánoia nicht nur von nach und Sinn, sondern von über und Sinn abgeleitet werden kann (wenn auch etwas gezwungen), so dass metánoia eine Umwandlung von Sinn und Empfindung bezeichnet, die nicht nur eine Veränderung der Empfindung, sondern auch die Art und Weise der Veränderung, das bedeutet die Gnade Gottes, zu begünstigen schien.
Aus dem Widmungsschreiben zu den Resolutiones zu seinen Ablass-Thesen an Staupitz, WA I, 525-526
Elisabeth Schüssler-Fiorenza: Die apokalyptischen Propheten, die laut Josephus im Judentum vor 70 auftraten, versuchten, den Exodus nachzustellen, indem sie die Menschen in die Wüste führten. Johannes der Täufer kündigte den Zorn und das Gericht Gottes an und rief die Menschen zu einer Taufe der Buße auf.
In Memory of Her. A Feminist Theological Reconstruction of Christian Origins. (¹⁰1994) S. 112-113
Gisbert Greshake: Joachim Gnilka erwägt im Anschluss an Hartmut Stegemann den Gedanken, ob sich im Auftreten des Täufers am Jordan nicht Erinnerungen aus der Josuageschichte niederschlagen: So wie dieser das aus der Wüste kommende Israel durch den Jordan in das Land der Verheißung führte, so will jetzt Johannes durch die Taufe im Jordan das Volk hinübergeleiten in die künftige Heilszeit. Trifft dieser Bezug zu, so setzt Johannes in einer Art symbolisch-prophetischer Zeichenhandlung das gegenwärtige Israel jetzt, vor dem Eintritt in die Heilszeit, in Entsprechung zur Wüstengeneration.
Spiritualität der Wüste; Tyrolia Verlag 2002, S. 60
Petr Pokorný/Ulrich Heckel: Johannes tauft „jenseits des Jordans“ (Joh 1,28; 10,40) an der Stelle, wo Josua durch den Jordan gezogen war (Jos 3f.) und der Prophet Elija das Schilfmeerwunder wiederholt hatte (2 Kön 2,1-18; vgl. Ex 14,22). Damit steht die Johannestaufe in der Tradition des Durchzugs durch das Rote Meer.
Einleitung in das Neue Testament. Seine Literatur und Theologie im Überblick. Mohr Siebeck 2007, S. 141
Zur Erlassung der Sünden
Deutsche Ausgabe des Holländischen Katechismus: Johannes (…) bleibt aktuell, weil er zu einer Vorbereitung aufruft, die für jeden Menschen notwendig ist. Darum begeht die Kirche in jedem Jahr vier Wochen, in denen die Stimme des Täufers zu ihr ruft. Diese Wochen heißen Advent.
Die Bischöfe von Holland (Hrsg.): Glaubensverkündigung für Erwachsene. Deutsche Ausgabe des Holländischen Katechismus. Herder-Bücherei ⁸1975 S. 80
Gerd Theißen/Annette Merz: Die sündenvergebende Kraft der Taufe war nicht nur für Josephus anstößig. Unter den christlichen Quellen berichten nur Mk und Lk von ihr (Mk 1,4; Lk 3,3). Mt läßt die Formel εἰς ἄφεσιν ἁμαρτιῶν (zur Vergebung der Sünden) im Kontext der Johannestaufe weg und bietet sie charakteristischerweise im Abendmahlskontext zur Beschreibung der Wirkung des Todes Jesu (26,28). Das JohEv läßt den Täufer über Jesus sagen, er sei das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt trägt. Angesichts dieser zahlreichen Relativierungsversuche wird man davon ausgehen können, daß Johannes seiner Taufe tatsächlich sündenvergebende Wirkung zuschrieb.
Der historische Jesus. Ein Lehrbuch (⁴2011) S. 190